Bianca 3

Rumänien – 27.10. bis 31.10.2017

 

Ihr Lieben. Hier endlich der Bericht über unseren Besuch in Rumänien. Wir haben einige Tage gebraucht, um alle Erlebnisse zu verarbeiten, Post für Tötungshunde zu erstellen und bitten, uns die Verzögerung nachzusehen.

Im Gepäck hatten wir, neben Claudias Zaubermaus Dorle, auch noch viele Medikamente. Herzlichen Dank an Monika T., Familie H., Helga K., Alexandra K.-F. und die TA Praxis von Claudia Kaiser.

Speziell für unsere Reise haben wir für Futter usw. 310,00 € an Spenden erhalten. Davon haben wir Futter für die Straßenhunde und für unsere privaten Pflegestellen, wie Flory Florentina, vor Ort gekauft. Einen Teil haben wir für die Erstversorgung von der von uns gesicherten Hundemami Lola bei Cera Moise eingesetzt. Den Rest haben wir Bianca Filip und Manuela Grivescu für den Kauf von Futter übergeben.

Vielen Dank an Ingrid F., Susanne T., Hannelore M., Familie H. und Klaus G.

Dank weiteren, nicht zweckgebundenen Spenden über 350,00 €, konnten wir der Verbringung von ein paar Notfellen aus der Tötung in private Stellen veranlassen. Später Details hierzu. Dafür danken wir Toiny F., Jasmin K., Stefanie R. und Silke J.

 

Nach einer problemlosen Anfahrt nach München und einem angenehmen Flug, empfängt uns Bukarest mit Sonnenschein und angenehmen Temperaturen. Heute wollen wir unbedingt noch Richtung Butimanu, etwa 40 km nördlich von Bukarest, fahren. Kurz vor unserer Abreise wurde uns von einer Mutterhündin berichtet, die sich dort in der Nähe von einem Drive Inn aufhält. Mit sehr gemischten Gefühlen machen wir uns auf den Weg.

Was wird uns unterwegs erwarten? Wieder so viele ausgesetzte und streunende Hunde? Nein! Auf den Straßen von Bukarest und später auch in allen größeren Orten sehen wir kaum Hunde. Die Hundefänger, die ASPA, scheinen ganze Arbeit geleistet zu haben. In Butimanu, auf einer uns bekannten privaten Müllhalde, kommen uns gleich 2 Hunde entgegen. Sie kennen offensichtlich Menschen, sind freundlich und nähern sich. Das ist nicht selbstverständlich. Wir kennen es auch anders, die Blicke der Hunde - mal traurig-bittend oder ängstlich-argwöhnisch oder immer bereit, zu flüchten - egal wohin! Zur Not auch auf eine vielbefahrene Straße. Viel zu schnell schickt man unbeabsichtigt ein Tier in den Tod.

Das unterwegs gekaufte Futter legen wir aus, natürlich wird die Wurst nicht verschmäht. Auch die Hundemama lässt sich sehen und wir können ihr in den Wald folgen. Mitfühlende Menschen, wahrscheinlich Sanda, haben ihr dort eine Nothütte gebaut, wo sie sich aufhält. Trotz intensiver Suche finden wir keine Spur von ihren Welpen. Wir haben später erfahren, dass alle Welpen wahrscheinlich an Parvovirose gestorben sind. Dafür nimmt uns der unsagbar traurige Blick der Mutterhündin gefangen und lässt uns nicht mehr los.

Ohne viele Worte zu verlieren, nehmen wir Kontakt mit Cera Moise auf, die sofort zustimmt, die Mama am kommenden Tag aufzunehmen. Glücklich über diese Zusage machen wir uns auf die Rückfahrt nach Bukarest. Heute ist Transporttag, 4 Schützlinge von uns dürfen sich auf den Weg nach Deutschland machen. Wir wollen ihnen zumindest kurz Hallo sagen. Was gibt es schöneres als während der Rushhour durch Bukarest zu fahren?

Nach gefühlten Stunden treffen wir bei Archiebald Transport ein und werden wieder herzlich von Raluca Vasile begrüßt. Alles ist bereits für das Verladen der Hunde vorbereiten, also schnell unsere Schützlinge knuddeln bevor sie in die Boxen im Transporter einsteigen.

 

Am Samstagmorgen steht ein Besuch bei Mihaela Nicolau in Ploiesti, gute 60 km nördlich von Bukarest auf unserem Plan. Mihaela nimmt privat, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, immer wieder ausgesetzte, verletzte oder alte Hunde auf. Sie war damals auch maßgeblich an der Rettung von Claudia’s Dorle beteiligt. Viel zu schnell müssen wir uns wieder verabschieden, denn die Hundemama soll nicht länger warten müssen.

Seit Freitagabend regnet es und der Schotterweg zu dem Waldstück und der Müllhalde ist zwar passierbar, aber tiefe Schlaglöcher, gefüllt mit Schlamm und Wasser, machen die Fahrt spannend. Fast sieht es so aus, als habe die Hundemama auf uns gewartet. Sie kommt uns zögernd entgegen, nimmt vorsichtig Kontakt auf. Und doch scheint sie sich in ihrer Nothütte sicherer zu fühlen. Wir können ihr dorthin folgen, sie flüchtet nicht vor uns, lässt kleine Streicheleinheiten zu. Den vom Frühstück eingepackten Schinken frisst sie aus der Hand. Sie weicht auch nicht schreckhaft vor der Leine zurück und bereits beim dritten vorsichtigen Versuch gelingt das Überstreifen der Leine und sie ist gesichert. Schnell noch die Rücksitzbank mit Tüchern auslegen, die Hundemama dort sichern und wir können zu Cera Moise nach Bulbucata fahren.

Auf dem Weg zu Cera müssen wir durch Bragadiru und Mihailesti fahren. Unsere Gespräche brechen ab, wir werden ganz still. Viel zu oft haben wir die Namen gelesen! Die Bilder aus den Tötungen dort haben traurige Berühmtheit erlangt.

Cera und ihr Mann erwarten uns bereits und begrüßen uns herzlich. Cera freut sich besonders über die mitgebrachten Medis, sie kann sie bestens bei ihren Schützlingen anwenden. Während wir zu ihren Zwinger gehen, bringt uns Cera ihre Arbeit näher, erläutert ihre Pläne für die Zukunft. Der Weg zu den Zwingern ist wegen dem Regen aufgeweicht. Und die Hunde, die vor lauter Aufregung immer wieder an die Gitter springen, verpassen uns etliche Schlamm-Sommersprossen. In den Zwingern wuselt es hin und her, alles bellt, jeder will Aufmerksamkeit und Streicheleinheiten.

Unsere Inger erkennen wir sofort inmitten ihrer Hundegruppe. Natürlich hat auch sie viele Streicheleinheiten erhalten. Inger zeigt sich uns freundlich und aufgeschlossen. Sie kommt uns traurig vor, denn sie mag noch so liebevoll versorgt werden – es geht nichts über ein eigenes Zuhause. Wir hoffen von Herzen, dass es nicht mehr lange auf sich warten lässt.

Cera und ihr Mann kümmern sich sehr gut um die ihnen anvertrauten Fellnasen. Wir sind sicher, dass unsere Hundemama, die wir Lola getauft haben, bei ihnen sehr gut versorgt werden wird.

 

Am Sonntagmorgen werden wir auf dem Parkplatz von unserer Unterkunft von 2 schönen und freundlichen Hunden begrüßt. Wir gehen davon aus, dass sie dorthin gehören, für Straßenhunde sehen sie zu wohlgenährt aus. Unserer Wurst können sie trotzdem nicht widerstehen. Bei Nieselregen machen wir uns auf die Fahrt nach Plataesti, etwa 25 km außerhalb von Bukarest. Wir werden Manuela Grivescu besuchen. Manuela war schon so oft die rettende Seele für viele Hunde aus Tötungen, nicht zu vergessen, die ausgesetzten, hilflosen Notfelle, die sie oft auf ihrem Weg findet.

Wir sind sehr gespannt auf unsere Schützlinge, die sehr gut von Manuela betreut werden. Bei Serafina, Karma und Alba ist die Behandlung auf Herzwürmer erfolgreich abgeschlossen. Sie machen auf uns einen guten Eindruck. Nicht mehr so extrem schüchtern und kein Vergleich mehr zu unserem Besuch vergangenes Jahr. Die Hundeladies sind durchaus bereit für die Ausreise, warten weiterhin geduldig auf Ihre Familien, die ihnen ein Zuhause geben wollen

Manuela führt uns herum – erläutert ihre Probleme, auch die durchgeführten Reparaturen zeigt sie uns. Es berührt uns zu hören, dass sie alle Hunde mit Namen anspricht und lieb die Geschichten der einzelnen Hunde erzählt. Dankbar nimmt Manuela die restlichen Medis entgegen, sie kann sie so gut gebrauchen. Am sehr späten Nachmittag fahren wir wieder los – ca. 180 km bis Brasov liegen vor uns und der Wetterbericht hat Schnee angesagt.

 

Die Wettervorhersage hat tatsächlich gestimmt – der Montagmorgen empfängt uns mit einer weißen Winterlandschaft. Für heute haben wir uns mit Bianca Filip verabredet, sie wird uns das PS in Codlea zeigen. Wir freuen uns sehr, das „FB Profil Bianca“ persönlich kennenzulernen und werden von ihr warmherzig begrüßt. Es ist fast unmöglich, unsere Gefühle, unsere Gedanken, die uns auf der Fahrt nach Codlea durch den Kopf gehen, in Worte zu fassen.

Wir kennen Codlea von den zahlreichen Hilferufen von Bianca. Wir wissen um die kurze Frist, die den Hunden dort verbleibt…. Zwinger für Zwinger gehen wir ab. So viele Hundeaugen, deren Blicke uns folgen, so viele Hundeaugen die uns anflehen…. oder bilden wir uns das nur ein? Schwer auf diese Frage eine Antwort zu finden! Wir haben Hochachtung vor Bianca, die mehrmals in der Woche im PS ist, die mehrmals in der Woche in hilflose und flehende Hundeaugen sehen muss. Ohne große Überlegungen anzustellen, haben wir Bianca gebeten, wenigstens ein paar Hunde sofort in Sicherheit zu bringen. Zu gerne hätten wir die Zahl erhöht, aber leider mangelt es an privaten Stellen, die noch Kapazitäten haben.

Wir werden die Notnasen zeitnah vorstellen. Von nahezu allen Hunden haben wir bereits Fotos und Videos veröffentlicht. Etliche Hilfsangebote sind bei uns eingegangen, dafür vielen, vielen Dank. So schnell wie möglich werden wir die dringenden Fälle veröffentlichen, damit sie gesehen werden….

Hoffentlich haben sie noch eine große Portion Glück!

 

Am Dienstagmorgen fahren wir zeitig los, wieder zurück Richtung Bukarest. Auf der Rückfahrt wollen wir noch einen Abstecher bei Flory Florentina machen. Flory hat uns Plätze in ihrer Station eingeräumt für Dakota, Camaro, Chevy, Yukon und Sadie. Unterwegs kaufen wir noch Futter ein und machen Bekanntschaft mit 2 lieben „Supermarkthunden“, die sich über unsere Wurstreste sehr freuen.

Auch von Flory werden wir herzlich willkommen geheißen. In ihrem kleinen privaten Shelter kann sie nur wenige Hunde aufnehmen, die von ihr sehr gut gepflegt werden. Auch weitere Wege zu ihrem TA nimmt sie auf sich, wenn ein Vierbeiner medizinisch versorgt werden muss. Alle unsere 5 Fellnasen sind wohl auf und perfekt umsorgt. Sie begrüßen Menschen offen und freundlich und genießen jede Zuwendung. Auch sie suchen dringend nach einem geeigneten Zuhause. Nur so hat Flory wieder freie Plätze für die nächsten Notfälle.

 

Müde und den Kopf voll mit allen möglichen Gedanken machen wir uns auf die Weiterfahrt nach Bukarest.

 

Wie im Flug sind diese Tage vergangen - so viele Eindrücke sind wieder auf uns hereingebrochen. Es sind nicht nur die Tiere…es ist dieser Unterschied, der zwischen dem Denken und Fühlen der Menschen klafft. Wir haben Freunde getroffen und neue Mitstreiter kennenlernen dürfen. Überall sind wir sehr herzlich aufgenommen worden. Es ist beeindruckend, wie sehr sie sich um Notfälle kümmern, beeindruckend, dass sie etwas „tun“, denn für zu viele sind es immer noch „nur“ Hunde. Sie verdienen unseren Dank, unsere Hochachtung und Unterstützung.

Claudia und Monique von der SOS SchnauzerFamilie e.V.